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Piemont Weinreise Mai 2017 - Teil 1

Vor ein paar Wochen war es endlich wieder soweit und wir durften, über zwei Wochenenden verteilt, die neuen Jahrgänge unserer Piemont-Winzer degustieren. Wir hatten an diesen insgesamt acht Tagen sogar Zeit, einigen anderen interessanten Betrieben einen Besuch abzustatten, um vielleicht die eine oder andere Perle zu finden, welche unser Sortiment ergänzen könnte.

Beppe Marino

Wie meistens beginnen wir diese Reise in Santo Stefano Belbo bei unserem Moscato- und Barbera-König Beppe Marino. Die Familie Marino spezialisiert sich seit Jahrzenten auf die Süsswein-Traubensorte Moscato d’Asti und hat sich damit landesweit einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Des Weiteren verarbeitet Maurizio verschiedene Rotweintrauben, hauptsächlich Barbera, Dolcetto und Freisa. Aus den besten Barbera-Trauben entsteht das Flaggschiff von Beppe Marino, der Quattro Filari, ein Barbera d’Asti DOCG Superiore von allererster Güte. Der 2012er Quattro Filari steht den beiden Top-Jahrgängen 2010 und 2011 in nichts nach und hat unserer Meinung nach sogar noch mehr Power wie seine Vorgänger. Auf jeden Fall eine echte Granate!

Aldo Conterno

Nach einem etwas längeren Aufenthalt bei Maurizio und einem herrlichen Mittagessen in der Enoteca di Canelli fuhren wir weiter nach Bussia, zu Aldo Conterno, wo uns Giacomo bereits erwartete. Das Weingut Poderi Aldo Conterno ist wie so viele im Piemont ein Familienunternehmen, welches seit beinahe 100 Jahren Weine produziert. Die ganze Geschichte wird einem auf eindrückliche Art und Weise bei der Besichtigung des Weinkellers vor Augen geführt, welcher mehr an ein Museum erinnert und kaum zu überbieten ist. Die alten Kellergewölbe bieten den perfekten Schlummerplatz für die teilweise uralten Weine, welche hier als Familientradition gelagert werden. Obwohl Aldo Conterno keine Weine ab Hof verkauft, durften wir das ganze Sortiment der Weine verkosten. Begonnen haben wir das Tasting mit dem grandiosen Chardonnay Bussiador Langhe DOC und haben uns dann über die unterschiedlichen Lagen vorgearbeitet – Barolo’s Cicala, Colonello und Romirasco bis zum 2005er Barolo Bussia Riserva Granbussia DOCG. Dieser Weltklasse-Barolo wird nur in den besten Jahren produziert, und obwohl der 2005er schon einige Jahre auf dem Buckel hat, darf er gerne nochmals so lange liegen bleiben. Das Weingut Aldo Conterno hat uns mit seiner Herzlichkeit und Professionalität zu 100% überzeugt und ganz abgesehen davon, ob wir die Weine von Giacomo in Zukunft anbieten werden oder nicht, können wir die Barolos von ihm nur empfehlen.

Elio Altare

Am zweiten Tag unserer Reise ging es nach La Morra, diesem eindrücklichen wunderbaren Städtchen, welches über dem Gebiet der Langhe thront und von wo aus man eine einzigartige Weitsicht hat. La Morra ist aber auch eine der bedeutendsten Weinbaugemeinden des Piemonts, mit Winzergrössen wie Roberto Voerzo, Gianfranco Bovio oder Elio Altare. Bei letzterem hatten wir eine Audienz und wurden herzlichst von Silvia, der Tochter von Elio empfangen. Silvia hat vor 14 Jahren begonnen, ihren Vater im Weingut zu unterstützen und leitet nun seit zwei Jahren den Familienbetrieb. Von der Terrasse des Haupthauses aus überblickt man den perfekten Südwest-Hang von La Morra mit dem Namen Arborina, an welchem gerade mal vier Winzer ihre Trauben gedeihen lassen. Neben den verschiedenen Lagen-Barolo macht Silvia aber auch eine Reihe vorzüglicher Langhe Rosso DOC, einen fruchtigen Barbera und einen Blend mit dem Namen L’Insieme, bestehend aus Cabernet Sauvignon, Barbera, Nebbiolo, Dolcetto, Syrah und Petit Verdot. Das Arsenal von Elio Altare ist auf jeden Fall gigantisch, was allerdings auf die Qualität keine negativen Einwirkungen hat. Ganz im Gegenteil; die Weine von Elio Altare sind extrem sauber gemacht und bieten bereits in jungen Jahren einen schönen Trinkgenuss. Wer es sich leisten kann, der möchte sich doch bei Gelegenheit eine Flasche Barolo Cannubi oder noch besser eine Flasche Barolo UnoPerUno gönnen, am besten nach einer Lagerzeit von mindestens 10 Jahren.

Azelia

Der dritte Tag, das wussten wir bereits, wurde ein kleiner Degustations-Marathon und führte uns zuerst zu Loranza Scavino vom Weingut Azelia. Der Familienbetrieb befindet sich in Castiglione Falletto und bewirtschaftet etwa elf Hektaren Land. Luigi ist der Cousin von unserem Produzenten Enrico Scavino vom Weingut Paolo Scavino und teilt mit diesem die Einzellage Bricco Fiasco. Der Unterschied zwischen den beiden Weingütern ist schnell erkennbar: Während Enrico ein purer Modernist ist, versuchen Luigi und seine Frau Lorella, den Barolo traditionell zu keltern, was dazu führt, dass die Barolos von Azelia um einiges tanninreicher sind und dementsprechend auch Zeit in der Flasche brauchen, um zu reifen. Nach der Degustation der verschiedenen Barolos ging es dann auch schon weiter zu Paolo Scavino, welcher nur einige 100 Meter daneben seinen Betrieb hat.

Paolo Scavino

Das Weingut Paolo Scavino wurde 1921 gegründet und wird von Enrico Scavino, zusammen mit den Töchtern Enrica und Elisa, in der vierten Generation geführt. Enrico ist seit Jahrzehnten für seine Gabe bekannt, sowohl die Produktionsabläufe wie auch die Maschinen und Geräte weiterzuentwickeln. Auch versteht er es wie kein Zweiter, seine Weine laufend zu verfeinern und die Qualität in unglaubliche Höhen zu treiben; dies immer noch zu einem erstaunlich fairen Preis. Im Gegensatz zu vielen anderen Winzern im Barolo-Gebiet produziert die Familie sehr moderne Barolos, welche bereits in jungem Alter einen perfekten Trinkgenuss bieten. Da wir uns bereits seit über 15 Jahren intensiv mit dem Weingut Paolo Scavino auseinandersetzen, kennen wir auch die etwas älteren Weine und können sagen, dass einige Zeit Lagerung auch einem Paolo Scavino Barolo nicht schadet.

Auf jeden Fall wurden wir von Elisa wie immer herzlichst empfangen und sogleich auf einen Rundgang durch die neuen Kellergewölbe mitgenommen. Was sich die Familie Scavino hier in Castiglione Falletto aufgebaut hat, ist kaum zu übertreffen und bietet beste Bedingungen, sowohl was die Produktion als auch die Lagerung der grandiosen Barolos angeht. Wenn man das Glück hat, die Wein-Bibliothek betreten zu dürfen, kommt man definitiv nicht mehr aus dem Staunen; was hier an rotem Gold gelagert wird, ist einfach nur grandios.

Grossartig ist auch der 2013er Barolo Jahrgang und zwar durchs Band. Der Einstiegs-Barolo von Scavino hat eine erstaunliche Sanftheit, wie wir das bei diesem Wein noch nicht gekannt haben und bereits der erste Lagenbarolo, der Barolo D.O.C.G. Bricco Ambrogio, ist eine Wucht. Wunderschönes Granatrot, der Wein ausbalanciert mit viel roter Frucht und schönen balsamischen Noten, im Abgang ebenfalls Aromen von getrockneten Früchten. Sehr elegant aber auch wuchtig und ausdruckstark. Ebenso elegant sind der Barolo D.O.C.G. Cannubi und der Barolo D.O.C.G. Carobric, ein Blend aus drei verschiedenen Terroirs. Speziell erwähnen möchten wir noch den Barolo D.O.C.G. Monvigliero und den Barolo D.O.C.G. Bric dël Fiasc. Den Monvigliero, weil wir diesen Wein bis anhin nicht im Angebot hatten, dies aber gerne ändern würden. Dieser Lagenbarolo wird in der Gemeinde Verduno angebaut, wo er an einem weissen Kalksteinhang gedeiht. Auf jeden Fall legt dieser Barolo eine grossartige Finesse an den Tag und besticht durch florale und balsamische Noten. In der Nase schmecken wir unverkennbar rote Früchte und Wassermelone. Ein sehr femininer Barolo mit einem perfekten Körper. Dem gegenüber steht der Bric dël Fiasc, welchen wir schon seit Beginn unserer Tätigkeit im Angebot haben. Es ist dies nicht nur für uns ein spezieller Wein, sondern auch für die Familie Scavino. Die Trauben für diesen Wein werden auf dem Terroir Fiasc angebaut, es ist die älteste Spitzenlage in Familienbesitz und dementsprechend wichtig für Paolo Scavino. Der Bric dël Fiasc hat eine fruchtig-erdige Grundnote, Cassis, Brombeere, Wiesenblumen in der Nase und am Gaumen kommen noch dezente Noten von Kaffee hinzu. Dazu kommen perfekt polierte Tannine, ein Megawein für die nächsten zwei Dekaden.  

Nach einem kleineren Degustationsmarathon von über 3 Stunden verabschieden wir uns glücklich von Elisa. Wir haben nicht nur viele Kisten Barolo mit dabei, sondern noch viel wichtiger, wieder viele schöne Eindrücke und die Gewissheit, dass wir mit Paolo Scavino einen absoluten Top-Winzer vertreten dürfen, für welchen Qualität das wichtigste Gut ist.